Vorklinische und klinische Hinweise deuten darauf hin, dass die antidepressive Wirksamkeit des selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmers Escitalopram durch den Dopamin- und Serotonin-Partialagonisten Aripiprazol verstärkt werden kann. Angesichts der Bandbreite möglicher neurochemischer Wechselwirkungen zwischen diesen Arzneimitteln wurde in der vorliegenden Studie untersucht, ob Aripiprazol die hedonischen und psychomotorischen Wirkungen von Escitalopram verändert. Männliche Sprague-Dawley-Ratten (n=116) erhielten 10 mg/kg/Tag Escitalopram (subkutan), 2 mg/kg/Tag Aripiprazol (subkutan) oder die Kombination Aripiprazol + Escitalopram und wurden auf den Verzehr von Reiznahrung (Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt und Futter), Stereotypie und Lokomotorik getestet. Nach Abschluss der Verhaltenstests wurden die mRNAs von zwei Genen quantifiziert, die an Belohnungsprozessen beteiligt sind: hypothalamisches Pro-Opiomelanocortin und hippocampaler brain-derived neurotrophic factor. Escitalopram bewirkte einen selektiven, aber vorübergehenden Rückgang des Konsums von Maissirup mit hohem Fruktosegehalt, der durch die gleichzeitige Verabreichung von Aripiprazol nicht verändert wurde. Escitalopram hatte keine signifikante Auswirkung auf die Lokomotion, aber die gleichzeitige Verabreichung von Aripiprazol führte zu einer anhaltenden Zunahme der Stereotypie. Sowohl der neurotrophe Faktor des Gehirns als auch die Pro-Opiomelanocortin-mRNA-Spiegel waren in der Aripiprazol- und Escitalopram-Gruppe im Vergleich zur Escitalopram-Gruppe niedriger. Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass Aripiprazol die antidepressive Wirksamkeit von Escitalopram durch eine Verbesserung der psychomotorischen Funktionen verstärken kann.