Die Stabilität des Kniegelenks hängt von statischen und dynamischen Faktoren ab. Zu den statischen Stabilisatoren gehören passive Strukturen wie die Kniegelenkkapsel und die verschiedenen Bänder und andere zugehörige Strukturen wie die Menisken, die Koronarbänder, das Meniskus-Patella- und das Patello-Femoral-Band. Zu den Bändern, die allesamt als statische Stabilisatoren fungieren, gehören das mediale Seitenband, das laterale Seitenband, das ACL, das PCL, das schräge Kniekehlenband und das Ligamentum arcuatum. Das ilio-tibiale Band wird trotz seiner muskulären Verbindungen ebenfalls als statischer Stabilisator angesehen.
Auch die knöcherne Geometrie trägt zur statischen Stabilität des Knies bei. Der Beitrag ist variabel, kann aber durch bestimmte anatomische Varianten wie eine flache laterale Femurtrochlea, die zu einer lateralen Instabilität der Patella prädisponiert, verschlechtert werden.
Die dynamischen Stabilisatoren des Knies sind alle Muskeln und ihre Aponeurosen, einschließlich:
– Quadriceps femoris und Extensor retinaculum
– Pes anserinus
– Popliteus
– Biceps femoris
– Semi-Membranose.
Die Strukturen auf der medialen, antero-medialen und postero-medialen Seite des Knies sind mediale Kompartmentstrukturen und Stabilisatoren und Strukturen auf der jeweiligen lateralen Seite sind laterale Kompartmentstabilisatoren.
Der Beitrag, den sowohl Muskeln als auch Bänder zur Stabilität leisten, hängt von der Position des Knies und der umgebenden Gelenke, der Größe und Richtung der Kraft und der Verfügbarkeit von Verstärkungsstrukturen ab, die den Kräften widerstehen können, wenn die primären Begrenzungen inkompetent werden.
Der vordere Teil des oberflächlichen MCL bleibt während der gesamten Beugung straff, während das LCL nur in der Streckung straff ist und sich entspannt, sobald das Knie gebeugt wird.
Das oberflächliche MCL ist der wichtigste mediale Stabilisator. Bei Streckung des Knies sind die hinteren Fasern gespannt und die vorderen Fasern entspannt. Bei der Beugung des Knies bewegen sich die vorderen Fasern nach proximal und werden straff und unterliegen einer zunehmenden Spannung, wenn das Gelenk gebeugt wird. Dieser Vorgang ist zum Teil auf die ovale Form des femoralen Ursprungs der MCL zurückzuführen. Während sich der vordere Rand strafft, lockern sich die hinteren Fasern bei der Beugung des Knies und bleiben während der gesamten Beugung entspannt.
Bei einer intakten MCL besteht eine mediale Öffnung von etwa 1 bis 2 mm für Valgusbelastungen. In voller Streckung ist das Gelenk etwas fester, wobei die größte mediale Öffnung bei 45° auftritt. Die parallelen Fasern des oberflächlichen MCL steuern auch die Rotation, und die Durchtrennung dieser Fasern erhöht nicht nur die mediale Öffnung für die Valgusbelastung, sondern führt auch zu einer deutlichen Zunahme der Außenrotation. Im Gegensatz dazu führt die Durchtrennung der Kapsel, des tiefen medialen Seitenbandes oder der schrägen Fasern des oberflächlichen MCL nur zu einer geringen oder gar keiner Zunahme der Rotation.
Das Seitenband ist in der Streckung ebenfalls straff, aber in der Beugung entspannt. Dies gilt auch für das Ligamentum arcuatum. Daher ist in der Beugung eine viel größere Rotation nach lateral als nach medial möglich. Diese Drehung wird durch die Befestigung des lateralen Meniskus und durch eine Entspannung der stützenden Bänder in der Beugung ermöglicht. Auch das Abrollen des Oberschenkels auf dem Schienbein ist nach lateral stärker ausgeprägt, während die Bewegung nach medial minimal ist. Der Ansatz der Popliteussehne am lateralen Meniskus zieht den Meniskus nach hinten und verhindert ein Einklemmen des Knies bei der Beugung.
Das ACL besteht aus zwei Funktionsbündeln, dem antero-medialen Bündel und einem stärkeren, dickeren postero-lateralen Teil. In Streckung ist das postero-laterale Bündel gestrafft. In Beugung wird das antero-mediale Band straff und der Großteil des Bandes erschlafft. In Flexion ist es das antero-mediale Band, das die primäre Festigkeit gegen eine anteriore Verschiebung des Schienbeins bietet.
Das PCL besteht aus zwei untrennbaren Teilen. Ein anteriorer Teil bildet den Hauptteil des Bandes und ein kleiner posteriorer Teil verläuft schräg zur Rückseite der Tibia. In Streckung ist der Hauptteil des Bandes entspannt und nur das hintere Band ist straff. In der Beugung ist der größte Teil des Bandes straff und ein kleiner hinterer Teil locker.
Das ACL ist ein Schutz gegen Hyperextension sowie Innen- und Außenrotation. Das PCL ist ein Schutz gegen posteriore Instabilität im gebeugten Knie, aber nicht gegen Hyperextension, vorausgesetzt, das vordere Kreuzband ist intakt.