Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Seit der verstorbene Susumu Ohno 1972 zum ersten Mal den Begriff „Junk-DNA“ einführte („So Much Junk DNA in Our Genome“, Brookhaven Symposium on Biology 23:366-370), hat das Konzept die Phantasie von Wissenschaftlern und Nicht-Wissenschaftlern gleichermaßen beflügelt und zu zahlreichen Forschungen und Diskussionen geführt. Ohnos ursprüngliche Hypothese über den Ursprung und die evolutionäre Bedeutung von „Junk-DNA“ wurde in den letzten vier Jahrzehnten modifiziert und verfeinert, wobei die jüngsten vergleichenden und funktionellen Genomanalysen sowie die groß angelegte bioinformatische Analyse von Sequenzen eine Rolle spielten. Viele haben argumentiert, dass wir Ohnos Terminologie aufgeben müssen, aber dennoch bleibt sie bestehen, vor allem, weil sie ein interessanter konzeptioneller Rahmen bleibt, den es zu erforschen gilt, angesichts der relativen Ungeheuerlichkeit des Sequenzinhalts in der nicht-proteinkodierenden Kategorie und der Feststellung, dass die Anzahl der Gene bei Wirbeltieren überraschend ähnlich erscheint, während die nicht-kodierenden Sequenzen von einer großen Variabilität bis zu einer unerwarteten Erhaltung reichen.
Dieses Sonderheft soll ein breites Spektrum von Themen über die Arten, Funktionen, Erhaltung, Evolution und letztlich die biologische Bedeutung von „Junk-DNA“ abdecken, die im weitesten Sinne als „nicht-protein-kodierende Sequenz“ definiert ist und in und zwischen Genomen gefunden wird. Wir ermutigen zu Beiträgen, die die Vielfalt der Arten abdecken. Wir freuen uns über wissenschaftliche Perspektiven, Übersichtsarbeiten und Original-Forschungsarbeiten zum Thema „Junk-DNA“ und ihrer biologischen Bedeutung.
Prof. Dr. Mary E. Delany
Gastredakteurin