Abstract

Diopathische Gesichtslähmung, auch bekannt als Bell’sche Lähmung, wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus. Obwohl die Prognose in den meisten Fällen gut ist, kann ein erheblicher Prozentsatz der Betroffenen Folgeerscheinungen haben, die sich negativ auf ihr Leben auswirken können. Durch möglichst frühzeitige therapeutische Maßnahmen kann die Prognose verbessert werden. Dieser Artikel beschreibt den erfolgreichen Einsatz der Laser-Photobiomodulation als Einzeltherapie bei einem Patienten mit Bell-Lähmung und bestätigt die Möglichkeit, diese Therapieform als gute Wahl einzusetzen, da es sich um eine schmerzfreie, angenehme Therapie ohne systemische Nebenwirkungen handelt. Die Ergebnisse zeigen, dass die adäquate Anwendung der Laser-Photobiomodulation eine wirksame therapeutische Option für Patienten mit Bell-Lähmung sein kann, unabhängig vom Alter, und dass sie die Genesungszeit, die mit konventionellen Therapien erreicht wird, verkürzt und Folgeerscheinungen vermeidet. Weitere Studien sind erforderlich, um geeignete Protokolle zu erstellen.

1. Einleitung

Diopathische Gesichtslähmung, auch bekannt als Bell-Lähmung, ist mit 60 bis 75 % der Fälle die häufigste Form der Gesichtslähmung. Diese Erkrankung betrifft den siebten Hirnnerv und ist durch einen akuten, einseitigen Ausbruch gekennzeichnet, der die Funktion und Ästhetik beeinträchtigt und erhebliche Auswirkungen auf die sozialen, beruflichen und psychologischen Aspekte des Lebens der betroffenen Personen hat.

Die Ätiologie dieser Erkrankung ist nach wie vor unklar. Einige Aspekte werden jedoch als mögliche Auslöser angesehen, wie genetische Faktoren, Virusinfektionen, Autoimmunerkrankungen, Diabetes mellitus, Schwangerschaft, Borreliose, emotionale Faktoren und Stress . Darüber hinaus weisen neuere Studien auf die Reaktivierung des Herpes-simplex-Virus und/oder Herpes zoster (Gürtelrose) als mögliche Auslöser für das Auftreten von Lähmungen hin .

Die Diagnose kann durch die klinische Untersuchung gestellt werden, aber ergänzende Untersuchungen können nützlich sein, insbesondere zur Klärung der Differentialdiagnose in Bezug auf bestimmte Krankheiten wie das Ramsay-Hunt-Syndrom, die Lyme-Krankheit und Lymphome.

Die Inzidenz der Bell’schen Lähmung liegt zwischen 23 und 35 Fällen pro 100.000 Menschen. Die häufigste Altersgruppe für das Auftreten der Gesichtslähmung ist zwischen 30 und 50 Jahren, aber auch Kinder können betroffen sein, was eine noch genauere Untersuchung verdient. Zu den ersten Symptomen gehört das Auftreten von Ohrenschmerzen einige Tage vor dem Auftreten der Lähmung, die eine Analgesie erfordern. Die Erkrankung reicht von einer leichten bis zu einer vollständigen Lähmung der betroffenen Gesichtshälfte.

Es wurden verschiedene Behandlungen vorgeschlagen, um eine rasche Genesung ohne nennenswerte Folgeschäden zu erreichen. Zu diesen Behandlungen gehören Botulinumtoxin, Akupunktur, Kinesio-Taping, Mimikübungen, Kortikoide, antivirale Medikamente, elektrische Stimulation und Laser-Photobiomodulation (L-PBM).

Das Auftreten der Bell’schen Lähmung während der Schwangerschaft erfordert eine integrierte Betreuung durch das pränatale medizinische Team. Bei Menschen mit Diabetes kann es zu ungewöhnlichen Folgen kommen, wie z. B. Hörverlust. Auch dauerhafte Sprachschwierigkeiten und ein Zusammenhang mit temporomandibulären Störungen sind beschrieben worden.

Einige Studien wurden durchgeführt, um die Prognose vorherzusagen und den Grad der Beeinträchtigung bei der Bell-Lähmung zu quantifizieren. Obwohl die Prognose gut ist und in 70 bis 85 % der Fälle eine vollständige oder ausreichende Genesung eintritt, ist die Verkürzung der Genesungszeit ein gemeinsames Anliegen sowohl der Betroffenen als auch der mit der Behandlung dieser Erkrankung betrauten Ärzte. In der Tat führt die frühzeitige Einleitung von Maßnahmen zur Beschleunigung des Genesungsprozesses zu besseren Ergebnissen. Die Laser-Photobiomodulation, die mit geeigneten Protokollen von geschulten Fachleuten durchgeführt wird, hat sich als eine gute Möglichkeit erwiesen, den Genesungsprozess sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zu beschleunigen.

2. Fallvorstellung

AMFC, eine 71-jährige Patientin, stellte sich mit einer plötzlich auftretenden einseitigen Gesichtslähmung vor, der Schmerzen in den Kaumuskeln (Masseter und Schläfenmuskel) vorausgingen. Sie suchte am 4. März 2018 den Notdienst auf. Nach einer kranialen Tomographie zur Differenzialdiagnose in Bezug auf einen möglichen transitorischen Schlaganfall lautete die neurologische Diagnose Bellsche Lähmung. In unserer ersten Bewertung (Abbildungen 1 und 2) stuften wir den Fall nach der House-Brackmann-Skala als Grad V (schwer) ein (Tabelle 1). Diese Einstufung wird später im Diskussionsthema näher erläutert. Die Laser-Photobiomodulation wurde vorgeschlagen und am 5. März eingeleitet.

Abbildung 1
Patientin mit Bell’scher Lähmung – Vorbehandlung.

Abbildung 2
Patientin mit Bellscher Lähmung-Vorbehandlung.

Grad Funktionsniveau Symmetrie in Ruhe Augen Mund Vorderkopf
I Normal Normal Normal Normal Normal
II Mild Normal Einfacher und vollständiger Verschluss Leicht asymmetrisch Angemessene Funktion
III Mäßig Normal Mit Anstrengung vollständiger Verschluss Leicht mit Anstrengung betroffen Leicht bis mäßig
IV Mäßig schwer Normal Unvollständiger Verschluss Asymmetrisch mit maximalem Aufwand Keine
V Schwer Asymmetrie Unvollständiger Abschluss Minimale Bewegung Keine
VI Totale Lähmung Totale Lähmung Totale Lähmung Gesamtlähmung Gesamtlähmung
Tabelle 1
House-Brackmann-Skala bewertet den Grad der Gesichtsnervenlähmung.

2.1. Materialien und Methoden

Ein Low-Level-Laser (Marke: DMC™) wurde zuvor mit einer Ausgangsleistungsdichte von 100 mW und einem Faserdurchmesser von 600 μm gemessen. Das Protokoll war die punktuelle Anwendung von 3.3 J pro Punkt (120 J/cm2), jeweils 10 Sekunden, in Kontakt mit der Haut, Infrarot von 808 nm, und auf zehn Punkte angewendet (Abbildung 3):(i)Punkt 1: Stirnmuskel(ii)Punkt 2: Schläfenmuskel(iii)Punkte 3, 4 und 5: Jochbeinmuskel(iv)Punkt 6: Musculus buccinator(v)Punkte 7: Lippenheber(vi)Punkt 8: Orbicularis der Lippen(vii)Punkt 9: Lippendepressor(viii)Punkt 10: Masseter

Abbildung 3
Laseranwendungspunkte.

3. Ergebnisse und Diskussion

Nach der fünften Sitzung war die Erholung der Patientin bemerkenswert, und sie war sowohl kooperativ als auch zufrieden. Es ist darauf hinzuweisen, dass keine andere Form der Therapie durchgeführt wurde.

Insgesamt wurden 10 Sitzungen abgehalten, anfangs eine Sitzung alle 48 Stunden; nach der fünften Sitzung wurden zwei wöchentliche Sitzungen abgehalten, bis der Zustand verschwunden war. Die Behandlung wurde am 21. April 2018 beendet. Im Mai und Juni wurden alle zwei Wochen Nachuntersuchungen durchgeführt, gefolgt von monatlichen Auswertungen bis zum heutigen Tag, wobei keine Folgeerscheinungen oder Rezidive auftraten (Abbildung 4). Nach der HB-Skala zeigen die Ergebnisse Grad I (Tabelle 1).

Abbildung 4
Ergebnisse nach zehn Sitzungen der L-PBM.

Die Ergebnisse wurden nach der House-Brackmann-Skala (1985) bewertet.

Die Glockenlähmung ist in der Regel eine selbstlimitierende Erkrankung, bei der die Funktionen innerhalb von sechs Monaten wiederhergestellt werden und die in den meisten Fällen keine nennenswerten Folgeerscheinungen hat. Ein erheblicher Teil der Patienten leidet jedoch unter schwereren Erkrankungen. Schätzungen zufolge erholen sich 71 % der Betroffenen vollständig, etwa 13 % erreichen nur eine teilweise Genesung, und bei etwa 4 % kommt es zu schweren Lähmungen.

Zu den konventionellen Therapien gehören die medikamentöse Behandlung (Kortikosteroide und antivirale Medikamente), Gesichtsübungen, Massagen, Thermotherapie, elektrische Stimulation, Akupunktur und Laser-Photobiomodulation.

In Bezug auf die Genesungszeit zeigt die Literatur, dass bei konventionellen Therapien 69,5 % der Patienten nach 3 Monaten eine gute Genesung aufweisen, während 30.

Die Genesungsergebnisse werden häufig anhand der House-Brackmann-Skala bewertet, die den Grad der Gesichtsnervenschädigung bewertet und folgende Reihenfolge vorschlägt: normal, leicht, mäßig, mäßig/schwer, schwere Funktionsstörung und vollständige Lähmung.

Einige Studien haben gezeigt, dass die L-PBM die Regeneration von Neuronen mit lokalen und systemischen Effekten verbessert und die Nervenstruktur und ihre Kommunikation mit dem zentralen Nervensystem direkt wiederherstellt. Einige Forscher haben nachgewiesen, dass der Laser die Mikrozirkulation erhöht, die Angiogenese aktiviert und die Nervenregeneration stimuliert. Die Laser-Photobiomodulation stimuliert die auf der Mitochondrienmembran vorhandenen Photorezeptoren, die Lichtenergie in chemische Energie umwandeln und so das ATP erhöhen, was die Zellfunktionen und die Regeneration verbessert. Eine der möglichen Erklärungen für die Wirkung von Low-Level-Lasern ist, dass sie die Aktivität der Enzyme in der mitochondrialen Atmungskette erhöhen, was zu einer Steigerung der ATP-Produktion führt und direkt auf den oxidativen Stress einwirkt, der bei der Bellschen Lähmung erhöht ist. Low-Level-Laser haben auch eine entzündungshemmende Wirkung, die durch die Verringerung der proinflammatorischen Zytokine und die Erhöhung der entzündungshemmenden Wachstumsfaktoren erklärt wird. Da die Entzündung einer der Faktoren ist, die an der Pathophysiologie der Gesichtslähmung beteiligt sind, kann die L-PBM die Wiederherstellung der Homöostase des Gewebes verbessern.

Eine neuere Studie berichtet, dass der oxidative Stress bei Personen mit einer Bell-Lähmung hoch ist. Da einer der wichtigsten Wirkmechanismen der L-PBM in der Wiederherstellung eines normalen Sauerstoffgehalts im Gewebe besteht, könnte dies eine wichtige therapeutische Maßnahme sein, um sowohl das Auftreten von Folgeerkrankungen zu minimieren als auch die vollständige Genesung zu beschleunigen. Zwar haben einige Studien solche Wirkungen nachgewiesen, doch besteht weiterhin Bedarf an der Erstellung standardisierter Protokolle. Der vorliegende Fallbericht zeigt, dass die Laser-Photobiomodulation, wenn sie im Frühstadium eingesetzt wird, eine wirksame Behandlung der Bell-Lähmung sein kann.

4. Schlussfolgerung

Diopathische Gesichtslähmung (Bell-Lähmung) ist ein Ereignis, das in der Mehrzahl der Fälle einen gutartigen Verlauf hat, aber Folgeerscheinungen hinterlassen und negative soziale, berufliche und psychologische Auswirkungen haben kann. Offenbar verbessert die frühzeitige Einleitung therapeutischer Maßnahmen die Chancen auf eine vollständige Genesung. Die Laser-Photobiomodulation ist in solchen Fällen eine vielversprechende Behandlungsoption. Es sind jedoch kontrollierte klinische Studien erforderlich, um sichere, adäquate und individualisierte Protokolle zu erstellen.

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären keine Interessenkonflikte.

Beiträge der Autoren

Tanganeli JPC war mit der bibliographischen Übersicht, der Ausrichtung der Protokolle und der Abfassung des Manuskripts beauftragt. Oliveira SSI war mit der Durchführung der Protokolle betraut. Silva T assistierte bei der Abfassung des Artikels. Fernandes KPS assistierte beim Verfassen des Artikels. Motta LJ assistierte beim Verfassen des Artikels. Bussadori SK wurde mit der Ausrichtung der Protokolle beauftragt.

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