Antipsychotische Medikamente sind eine der gängigsten Methoden zur Behandlung von Menschen mit psychischen Problemen wie Schizophrenie. Allein in den Vereinigten Staaten nehmen mehr als 12,5 Millionen Menschen Antipsychotika ein. Doch obwohl diese Medikamente wirksam sind, kann ihr Einsatz auch zu anderen Gesundheitsproblemen und einer geringeren Lebenserwartung führen.
Bei denjenigen, die diese Art von Medikamenten einnehmen, sind vermeidbare körperliche Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Atemwegserkrankungen und Typ-2-Diabetes die häufigsten Todesursachen. Diese Krankheiten scheinen indirekte Nebenwirkungen des Medikaments zu sein, und sie hängen auch mit Übergewicht zusammen. Eine überwältigende Anzahl von Untersuchungen hat ergeben, dass Übergewicht das Risiko für Krankheiten wie Herzkrankheiten und Diabetes erhöht.
Im Durchschnitt nehmen stationäre Psychiatriepatienten während der Erstbehandlung drei bis fünf Pfund pro Monat zu. Nicht alle nehmen zu, aber einige nehmen deutlich mehr zu als andere. In Anbetracht der oben genannten vermeidbaren Krankheiten ist es wichtig zu verstehen, warum diese Patienten an Gewicht zunehmen. Die Gründe für die Gewichtszunahme und die sich daraus ergebenden Gesundheitsprobleme sind derzeit noch unklar – es könnte aber damit zusammenhängen, dass Antipsychotika das Gedächtnis beeinflussen und die Aufmerksamkeit auf bestimmte Dinge, wie z. B. das Essen, lenken können.
Atypische Medikamente
Es gibt zwei verschiedene Arten von Antipsychotika, die auf unterschiedliche Weise wirken. Die Antipsychotika der ersten Generation, die auch als „typische“ Antipsychotika bezeichnet werden, wurden in den 1950er Jahren entwickelt. Sie waren (und sind es in einigen schweren Fällen von Psychosen immer noch) zwar wirksam bei der Behandlung psychotischer Symptome, aber sie sind mit einem hohen Risiko und erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Zu diesen „extrapyramidalen“ Nebenwirkungen gehören in der Regel Probleme wie Zittern und Dystonie (unkontrollierbare Muskelbewegungen).
Antipsychotika der zweiten Generation – auch „atypische“ Antipsychotika genannt – wurden in den 1990er Jahren zugelassen, nachdem sich gezeigt hatte, dass sie weniger dieser zusätzlichen pyramidalen Nebenwirkungen verursachen. Aus diesem Grund werden diese Medikamente in der modernen Psychiatrie bevorzugt eingesetzt, auch wenn einige Patienten immer noch mit Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Übelkeit und Verstopfung zu kämpfen haben.
Eine interessante Wirkung der atypischen Antipsychotika besteht darin, dass sie die Aufmerksamkeitsdefizite, die häufig mit den Symptomen der Schizophrenie einhergehen (z. B. die Unfähigkeit, bestimmte Aufgaben zu erledigen), in gewissem Maße wiederherstellen. Die Wiederherstellung dieser Defizite kann jedoch zu einer so genannten „Aufmerksamkeitsverzerrung“ führen, d. h. zu einer Tendenz, sich auf bestimmte Informationen zu konzentrieren und andere zu übersehen.
Die Medikamente der zweiten Generation stimulieren auch bestimmte Neurotransmitter und Hormone, die mit der Appetitkontrolle zusammenhängen. Man kann also vermuten, dass dieser gesteigerte Appetit und die erhöhte Aufmerksamkeit dazu führen, dass Patienten, die mit atypischen Antipsychotika behandelt werden, dem Reiz bestimmter Lebensmittel mehr Aufmerksamkeit schenken. Schließlich wissen wir aus der Forschung, dass das Ausmaß, in dem eine Person auf Hinweise auf Nahrungsmittel in ihrer Umgebung achtet, ein nützlicher Prädiktor für ihre Neigung zum Überessen ist.
Anticholinergika
Aber warum nehmen dann nicht alle Anwender von atypischen Antipsychotika übermäßig zu? Das könnte an den Medikamenten liegen, die häufig zusammen mit Antipsychotika eingesetzt werden, den so genannten Anticholinergika. Diese Medikamente werden häufig eingesetzt, weil sie die zusätzlichen pyramidalen Nebenwirkungen – insbesondere Zittern und Dystonie – verringern, aber sie können auch Aspekte der Gehirnfunktion negativ beeinflussen.
Anticholinergika wirken, indem sie die Ausschüttung eines Neurotransmitters namens Acetylcholin blockieren, der für die Aktivierung von Skelettmuskeln verantwortlich ist, die für willkürliche Bewegungen genutzt werden. Er ist auch teilweise für Aspekte des Gedächtnisses und der kognitiven Funktionen verantwortlich. Der Grund dafür ist noch nicht vollständig geklärt, aber Studien haben gezeigt, dass die Blockierung der Acetylcholinübertragung im Gehirn durch Anticholinergika das Gedächtnis und andere kognitive Mechanismen beeinträchtigt.
Auf der Grundlage dieser Informationen könnten wir also vermuten, dass Patienten, die keine anticholinergen Medikamente zusammen mit Antipsychotika erhalten, eher an Gewicht zunehmen, weil ihre Aufmerksamkeit für das Essen nicht beeinträchtigt wird.
Die Forschung steht noch am Anfang, und wir haben noch keine endgültigen Antworten. Aber wenn man mehr darüber erfährt, wie psychologische Faktoren wie die Aufmerksamkeitssteuerung die Gewichtszunahme beeinflussen, könnte dies dazu beitragen, die alarmierende Gewichtszunahme bei Patienten, die Antipsychotika einnehmen, zu verringern. Diese Forschung könnte auch noch weiter gehen. Sie könnte auch als Grundlage für die Erforschung von Fettleibigkeit und Aufmerksamkeitsstörungen in der Allgemeinbevölkerung dienen und dazu beitragen, ein Instrument zu entwickeln, mit dem überprüft werden kann, welche Patienten besonders anfällig für eine Gewichtszunahme sind.