Gegenstand: Zu den traditionellen Verfahren zur Korrektur eines sagittalen Ungleichgewichts durch Verkürzung der hinteren Säule gehören die Smith-Petersen-Osteotomie, die Pedikel-Subtraktionsosteotomie und die Wirbelsäulenresektion. Diese Verfahren erfordern eine breite Freilegung der hinteren Wirbelsäule und können mit einer erheblichen Morbidität verbunden sein. Die Freisetzung des vorderen Längsbandes (ALL) über einen minimalinvasiven lateralen retroperitonealen Zugang mit einer daraus resultierenden Nettoverlängerung der vorderen Säule wurde als Alternative zur Erhöhung der Lordose durchgeführt. Das Ziel dieser Studie war es, die Durchführbarkeit und die ersten klinischen Erfahrungen der ALL-Freisetzung durch einen minimal-invasiven lateralen retroperitonealen Transpsoas-Zugang zu demonstrieren sowie die chirurgische Anatomie der Lendenwirbelsäule zu beschreiben.

Methoden: Achtundvierzig lumbale Ebenen wurden in 12 frisch eingefrorenen Leichenpräparaten seziert, um die Anatomie des ALL sowie die umgebenden Strukturen zu untersuchen und die Durchführbarkeit der Technik zu bestimmen. Die lumbalen Bandscheibenräume und die ALL wurden über den lateralen Transpsoas-Zugang zugänglich gemacht und bei jedem Präparat mit Fluoroskopie bestätigt. Ergänzend wurden 4 klinische Fälle einer ALL-Entlassung über den minimalinvasiven lateralen retroperitonealen Transpsoas-Zugang untersucht. Operationstechnik, Ergebnisse, Komplikationen und frühe Ergebnisse wurden bewertet.

Ergebnisse: In der Kadaverstudie erwies sich die Durchtrennung des ALL über den minimalinvasiven lateralen retroperitonealen Transpsoas-Zugang als machbar. Die unmittelbar gefährdeten Strukturen bei diesem Eingriff waren die Aorta, die Vena cava inferior, die iliakalen Gefäße und der Plexus sympathicus. Die durchschnittliche Zunahme der segmentalen Lendenlordose pro Ebene der ALL-Freisetzung betrug 10,2°, während sich die globale Lendenlordose um 25° verbesserte. Jede Stufe der ALL-Freisetzung dauerte 56 Minuten und verursachte im Durchschnitt 40 ml Blutverlust. Die Werte der visuellen Analogskala und des Oswestry Disability Index verbesserten sich um 9 bzw. 35 Punkte. Es gab keine Fälle von Hardwareversagen und bisher keine Komplikationen zu berichten.

Schlussfolgerungen: Diese ersten Erfahrungen deuten darauf hin, dass die ALL-Freisetzung durch den minimalinvasiven lateralen retroperitonealen Transpsoas-Zugang machbar ist, eine Verbesserung der Lendenlordose ohne offene Laparotomie/Thorakotomie ermöglicht und die mit posterioren Osteotomien verbundene Gewebedisruption und Morbidität minimiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.