Arterielle Verkalkungen der Brust sind bei der Mammographie häufig anzutreffen. Sie sind in der Regel leicht als gutartige Befunde zu erkennen. Der vorliegende Fall veranschaulicht das problemlösende Work-up zur Beurteilung möglicher Arterienverkalkungen. Wir stellen einen Fall von Arterienverkalkung in der Brust vor, der ein diagnostisches Dilemma darstellte und daher zu einer Brustbiopsie zur definitiven Diagnose führte. Wir beschreiben die typischen mammographischen und histologischen Merkmale vaskulärer Verkalkungen der Brust sowie die häufigen Erkrankungen, die mit einer arteriellen Verkalkung der Brust einhergehen.

FALLPRÄSENTATION

Eine 41-jährige Frau stellte sich zur Screening-Mammographie vor. Sie war nulliparous, hatte aber keine anderen Risikofaktoren für Brustkrebs. Die Patientin hatte keine Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Nierenerkrankungen oder Nebenschilddrüsenproblemen. Sie hatte auch kein Brusttrauma oder eine Operation in der Vorgeschichte.

Die Screening-Mammographie zeigte eine Gruppe von Verkalkungen in der 12-Uhr-Achse der rechten Brust. Die Patientin wurde für eine weitere Mammographie zurückgerufen. Die Spotvergrößerungsaufnahmen der rechten Brust zeigten eine Gruppe amorpher Verkalkungen in einer linearen Anordnung (,,,Abb. 1). Ihr Erscheinungsbild deutete auf eine arterielle Verkalkung hin, doch konnte dies mit der Vergrößerungsmammographie nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Außerdem waren an keiner der beiden Brüste arterielle Verkalkungen vorhanden.

Mit der Patientin wurden die Optionen der regelmäßigen Überwachung und der Biopsie besprochen. Sie wünschte eine Exzisionsbiopsie mit präoperativer Nadellokalisation. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil die Patientin keine Verkalkungen an anderer Stelle in der Brust hatte und keine Anamnese vorlag, die auf eine Gefäßverkalkung schließen ließ. Eine Röntgenaufnahme des Präparats zeigte eine parallele, lineare Konfiguration von Verkalkungen, die typisch für Gefäßverkalkungen ist (,Abb. 2). Es wurde eine mediale Mönckeberg-Verkalkung diagnostiziert.

DISKUSSION

Bei der radiologischen und histopathologischen Analyse werden zwei Formen von Arterienverkalkungen unterschieden: die der arteriellen Intima (Atherosklerose oder noduläre Arteriosklerose) und die der Media (mediale Mönckeberg-Verkalkung). Verkalkungen der Intima erscheinen als relativ große, diskontinuierliche Kalkablagerungen und treten im Allgemeinen in großen und mittelgroßen Arterien auf. Verkalkungen der Media sind feinkörniger und diffuser und betreffen meist den gesamten Umfang der peripheren Arteriolen (,1). Es ist die letztgenannte Form (mediale Mönckeberg-Verkalkung), die in der Brust auftritt und bei der Mammographie als Gefäßverkalkung erkannt wird. Intimale, atherosklerotische Verkalkungen wurden in Brustgewebe, das zur histopathologischen Untersuchung eingereicht wurde, nicht beobachtet und sind in der Brust nicht bekannt (Schwartz A, mündliche Mitteilung, 1999).

Arterielle Verkalkungen der Brust sind gutartige Befunde. Sie werden bei Screening-Mammographien bei 9,1 % der Frauen festgestellt (,2). In der Mammographie erscheinen die medialen Arterienverkalkungen typischerweise als lineare, parallele Verkalkungen in einer „Eisenbahnschienen“-Konfiguration. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind vaskuläre Verkalkungen der Brust leicht als solche zu erkennen und stellen kein großes diagnostisches Problem dar. In den frühen Stadien der Entstehung können mediale arterielle Verkalkungen in der Brust bei der Mammographie nicht typisch gutartig erscheinen und gelegentlich ein lineares oder duktales Aussehen haben (,3). In dem hier vorgestellten Fall war die klassische parallele Konfiguration der Verkalkung erst auf dem Röntgenbild der Probe zu erkennen (,Abb. 2).

Bei der histopathologischen Analyse erscheint die mediale Kalksklerose nach Mönckeberg als ringförmige Verkalkung innerhalb der Medien kleiner bis mittelgroßer Gefäße (,4) (,Abb. 3). Eine Verdickung der Intima ist damit nicht verbunden (,1). Die genaue Pathogenese der medialen Kalksklerose nach Mönckeberg ist unbekannt, und es ist keine auslösende Verletzung der Media bekannt. Es wird berichtet, dass diese Entität bei Patienten unter 50 Jahren selten ist (,4).

Bei der Mammographie sind sichtbare arterielle Verkalkungen der Brust positiv mit dem Alter korreliert und werden häufiger bei postmenopausalen Frauen gesehen (,5). Baum et al. (,6) berichteten über Arterienverkalkungen in der Brust als Zeichen für einen gleichzeitig bestehenden Diabetes. Sickles und Galvin (,7) wiesen den Zusammenhang zwischen Arterienverkalkungen auf Mammographien und Diabetes als zu schwach zurück, um klinisch nützlich zu sein. Diese Autoren betonten den erwarteten starken Zusammenhang zwischen Arterienverkalkung in der Brust und zunehmendem Alter. Schmitt et al. (,8) fanden keinen signifikanten Unterschied in der mammographischen Prävalenz von Gefäßverkalkungen zwischen altersgleichen Diabetikerinnen und Kontrollpatientinnen. Im Gegensatz dazu berichteten Moshyedi et al. (,9), dass fast alle Frauen in ihrer Studiengruppe, die jünger als 59 Jahre waren und Arterienverkalkungen in der Brust aufwiesen, auch eine koronare Herzkrankheit und Diabetes mellitus hatten. Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz in der Anamnese wurde eine höhere Prävalenz von Brustarterienverkalkungen (45 %) festgestellt als bei Patienten mit normaler Nierenfunktion (8 %) (,10).

Die klinische Bedeutung von Brustarterienverkalkungen im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, die mit Atherosklerose assoziiert sind, ist unbekannt. Dies ist jedoch eine interessante Frage in Anbetracht der Tatsache, dass Gefäßverkalkungen der Brust offenbar nicht auf eine atheromatöse, intimale Erkrankung zurückzuführen sind. Gegenwärtig kann man nur zu dem Schluss kommen, dass Arterienverkalkungen in der Brust bei Patienten mit Erkrankungen, die für Atherosklerose prädisponieren, wie z. B. Diabetes oder koronare Herzkrankheit, gleichzeitig auftreten können. Bei der Patientin in unserem Fall gab es jedoch in der Anamnese keine Faktoren, die für eine periphere Arterienverkalkung in der Brust oder anderswo prädisponieren oder mit ihr einhergehen.

Abbildung 1a. Kraniokaudale (a) und mediolaterale (b) Vergrößerungsmammogramme der rechten Brust zeigen Verkalkungen in einer linearen Anordnung (Pfeil).

Abbildung 1b. Craniocaudale (a) und mediolaterale (b) Vergrößerungsmammogramme der rechten Brust zeigen Verkalkungen in linearer Anordnung (Pfeil).

Abbildung 2. Die Röntgenaufnahme des nach der präoperativen Nadellokalisation exzidierten Gewebes zeigt deutlich die parallele Verfolgung der Verkalkungen, die für die Gefäßverkalkung charakteristisch ist.

Abbildung 3. Mikroskopische Aufnahme (Originalvergrößerung, ×200; Hämatoxylin-Eosin-Färbung) des exzidierten Präparats zeigt eine Verkalkung in der Media der Arterienwand (Pfeil).

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