• Faultiere gelten als die langsamsten Säugetiere der Welt.
  • Mit ihren hakenartigen Fingern und Zehen verbringen Faultiere die meiste Zeit ihres Lebens kopfüber baumelnd unter den Ästen der Bäume in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas.
  • Während sie oft fälschlicherweise für eine Affenart gehalten werden, sind Faultiere eigentlich mit Ameisenbären und Gürteltieren verwandt!
  • Faultiere gehören zur Unterordnung Folivora innerhalb der alten Überordnung Xenarthra.
  • Es gibt sechs Faultierarten, die sich auf zwei sehr unterschiedliche Familien verteilen: die Zweifingerfaultiere und die Dreifingerfaultiere
  • Alle Faultiere sind Blattfresser, das heißt, sie ernähren sich ausschließlich von Blättern.
  • Faultiere haben den langsamsten Stoffwechsel aller nicht winterfressenden Säugetiere, und ein Faultier braucht 30 Tage, um ein einziges Blatt zu verdauen!
  • Faultiere schlafen 8 bis 10 Stunden am Tag und bewegen sich langsam, um nicht von Raubtieren gesehen zu werden.
  • Faultiere sehen oft grün aus, weil in ihrem Fell Algen und Pilze wachsen. Das hilft ihnen bei der Tarnung in den Baumkronen des Regenwaldes.
  • Niemand weiß, wie lange Faultiere leben können.
  • Faultiere sind Einzelgänger, aber sie teilen sich gerne Bäume mit anderen Faultieren.
  • Ein Faultierweibchen bekommt etwa alle zwei Jahre ein Junges und verbringt volle 12 Monate mit der Aufzucht ihres Babys.

Faultiere mit zwei und drei Fingern

Es gibt sechs Arten von Faultieren, die sich auf zwei sehr unterschiedliche Familien verteilen: die Dreifingerfaultiere (Bradypodidae, Gattung: Bradypus) und die Zweifingerfaultiere (Megalonychidae, Gattung: Choloepus). Obwohl sie gemeinhin als Drei- und Zweifingerfaultiere bezeichnet werden, haben alle Faultiere tatsächlich drei Zehen; der wahre Unterschied liegt in der Anzahl der Ziffern an den Vordergliedmaßen (den Fingern), was inzwischen in zahlreichen Veröffentlichungen als die korrekte Terminologie für diese Tiere anerkannt wird.

Alle Faultiere haben drei Zehen: Das Bild zeigt Hand und Fuß eines Zweifingerfaultiers (C. hoffmanni).

Faultier-Phylogenie und Evolutionsgeschichte

Obwohl Zweifingerfaultiere und Dreifingerfaultiere oft in einer Gruppe zusammengefasst werden, deuten neuere Forschungen darauf hin, dass die beiden Familien eigentlich nur entfernte Verwandte sind, die ihre auf dem Kopf stehende Lebensweise als Baumbewohner unabhängig voneinander durch einen Prozess der konvergenten Evolution angenommen haben.

Sowohl die Bradypus- als auch die Choloepus-Baumfaultiere, die wir heute sehen, entwickelten sich aus riesigen Bodenfaultieren, von denen es vermutlich über 80 verschiedene Gattungen gab, von denen die größte (Megatherium) eine Höhe von über 6 Metern erreichte. Man geht davon aus, dass diese sanften Riesen vor etwa 10.000 Jahren aufgrund der sich ausbreitenden menschlichen Jägerpopulation ausgestorben sind. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass es mehrere verschiedene Arten von Meeresfaultieren gab, die sich im flachen Wasser von Seegras und Seetang ernährten.

Zusammen mit Gürteltieren und Ameisenbären bilden beide Gattungen von Faultieren die alte Überordnung Xenarthra (ausgesprochen zen-ar-thra). Aufgrund mangelnder Beweise ist unklar, wann genau sich die verschiedenen Xenarthra-Arten getrennt haben, aber morphologische und molekulare Daten deuten darauf hin, dass die Faultiere und Ameisenbären enger miteinander verwandt sind als mit den Gürteltieren.

Weitere molekulare Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Mähnenfaultiere (B. torquatus) vor über 12 Millionen Jahren von den Braunkehlfaultieren (B. variegatus) und den Fahlkehlfaultieren (B. tridactylus) abspalteten, wobei sich die beiden letztgenannten Arten erst vor 5-6 Millionen Jahren trennten. Die Zweifingerfaultiere von Hoffmann (C. hoffmanni) und Linnaeus (C. didactylus) haben sich vor etwa 6-7 Millionen Jahren getrennt.

Zweifingerfaultiere und Dreifingerfaultiere sind eigentlich sehr unterschiedliche Tiere mit einer sehr unterschiedlichen Lebensweise. Diese Unterschiede zeigen sich in der Biologie, Ökologie und Morphologie der beiden Gattungen.

Faultiere: Langsam, nicht faul

Wenn du dir ein Faultier vorstellst, denkst du wahrscheinlich an ein einfaches, faules Geschöpf, das den ganzen Tag nichts anderes tut als schlafen. Man könnte sich sogar fragen, wie ein solches Tier überhaupt in der Wildnis überleben kann. Schon der Name „Faultier“ bedeutet in den meisten Sprachen „faul“.

Als Faultiere 1749 zum ersten Mal in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben wurden, bezeichnete man sie als „die niedrigste Form der Existenz“ – kein Wunder, dass Faultiere Gegenstand so tiefgreifender Spekulationen und Fehlinterpretationen waren: „Faultiere sind langsam, weil sie Blätter fressen, die sie betäuben“; „Faultiere sind so dumm, dass sie ihren eigenen Arm mit einem Ast verwechseln und, als sie sich daran festhalten, fallen“. Wir haben das alles schon gehört.

Aber was bedeutet es wirklich, ein Faultier zu sein? Warum sind sie so langsam? Und warum funktioniert es? Die Antwort ist erstaunlich einfach: Langsam zu sein ist eine unglaublich erfolgreiche Strategie zum Überleben. Tatsächlich hat die Langsamkeit den Faultieren geholfen, seit fast 64 Millionen Jahren auf diesem Planeten zu überleben.

Faultiere schlafen eigentlich gar nicht so viel – Untersuchungen haben gezeigt, dass wilde Faultiere im Durchschnitt nur 8-10 Stunden pro Tag schlafen. Im Vergleich dazu schläft der ähnlich große Brüllaffe 15 Stunden am Tag, während Koalas regelmäßig 20 Stunden schlafen. Anstatt den ganzen Tag zu schlafen, bewegen sich Faultiere in einem unglaublich langsamen und gleichmäßigen Tempo.

Aufgrund einer Fülle von energiesparenden Anpassungen sind Faultiere physisch nicht in der Lage, sich sehr schnell zu bewegen. Sie können nicht wie ein Affe vor Raubtieren weglaufen, sondern müssen sich auf ihre Tarnung verlassen. Die wichtigsten Raubtiere der Faultiere (Großkatzen – Jaguare, Ozelots – und Vögel – Harpyien) erkennen ihre Beute in erster Linie visuell, und es ist wahrscheinlich, dass Faultiere sich in einem Tempo bewegen, das einfach unbemerkt bleibt – Faultiere bewegen sich langsam, um nicht als Beute erkannt zu werden. Faultiere sind nicht faul, sie sind verstohlen.

Faultierintelligenz

Wie intelligent sind Faultiere? Dies ist ein sehr schlecht untersuchtes Thema. Es stimmt zwar, dass Faultiere im Vergleich zu ihrer Körpergröße kleine Gehirne haben, aber Wissenschaftler erkennen jetzt, dass dies eigentlich gar nichts mit der Intelligenz zu tun hat. Die Gehirne von Faultieren mögen zwar klein sein, aber sie sind sehr stark auf die spezifischen Fähigkeiten ausgerichtet, die sie zum Überleben brauchen. So ist zum Beispiel der Teil des Gehirns, der die Bewegung der Vordergliedmaßen steuert, für das vorsichtige Klettern gut entwickelt, und das räumliche Gedächtnis der Faultiere ist besonders beeindruckend.

Ein gutes räumliches Gedächtnis ist für Faultiere wichtig, da sie schlecht sehen können. Sie orientieren sich in ihrem Revier mit Hilfe ihres Gedächtnisses und ihres Geruchssinns! Allerdings mangelt es den Faultieren an sozialen Fähigkeiten und Problemlösungskompetenz, was oft dazu führt, dass sie als „dumm“ abgestempelt werden.

Faultier-Lebensspanne

Da die Zähne und Nägel der Faultiere während ihres gesamten Lebens kontinuierlich wachsen, ist es unmöglich, das Alter eines wilden Faultiers zu bestimmen. Es gibt viele falsche Angaben über die Lebenserwartung von Faultieren, aber die Wahrheit ist, dass wir immer noch nicht wissen, wie lange sie in freier Wildbahn leben.

Es ist bekannt, dass in Gefangenschaft lebende Zweifinger-Faultiere (Choloepus) 40-50 Jahre alt werden können, aber Faultiere wurden erst vor 50 Jahren in Gefangenschaft gezüchtet, so dass es kaum eine Chance gab, dass ein Individuum diese Zahl überschreitet. Außerdem hat noch nie jemand ein wildlebendes Faultier von der Geburt bis zum Tod verfolgt, so dass alle Schätzungen über die Langlebigkeit wilder Faultiere auf keinerlei faktischen Beweisen beruhen.

Wenn man bedenkt, dass Faultiere in Gefangenschaft oft einem hohen Stresspegel ausgesetzt sind, einen übermäßig sitzenden Lebensstil führen und eine unnatürliche, übermäßig fruktosehaltige Nahrung zu sich nehmen (die Nahrung in Zoos besteht in der Regel aus Obst und Gemüse, da die neu wachsenden tropischen Blätter, die die natürliche Nahrung der Faultiere bilden, nicht erhältlich sind), scheint es wahrscheinlich, dass wilde Faultiere in freier Wildbahn länger leben als in Gefangenschaft.

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